Denkanstoß zum „Verbrenner-Aus“

Denkanstoß zum „Verbrenner-Aus“ – Ein Blick auf den EU-Emissionshandel

Die Diskussion über das „Verbrenner-Aus“ ist oft von Emotionen geprägt. Doch wie sinnvoll ist dieses Verbot tatsächlich, wenn es um den Klimaschutz geht? Eine sachliche Betrachtung zeigt: Die entscheidenden Impulse für den Klimaschutz setzt nicht das Verbrenner-Verbot, sondern der EU-Emissionshandel 2.

Was bedeutet der EU-Emissionshandel 2?

Ab 2027 unterliegen CO₂-Emissionen aus Brennstoffen wie Diesel, Benzin und Erdgas dem neuen EU-Emissionshandel 2. Das bedeutet, dass die Gesamtmenge an Emissionen begrenzt wird und Emissionszertifikate einen Marktpreis erhalten. Unternehmen und Verbraucher werden so durch steigende Kosten für fossile Brennstoffe schrittweise zu klimafreundlicheren Alternativen gelenkt.

Bereits seit 2005 existiert der EU-Emissionshandel 1, der CO₂-Emissionen von Kraftwerken und der Industrie reguliert. Die Erweiterung durch den Emissionshandel 2 bedeutet eine grundlegende Steuerung von Emissionen über den Marktmechanismus – unabhängig von zusätzlichen politischen Verboten.

Was bringt das „Verbrenner-Aus“ wirklich?

Eine der wichtigsten Fragen lautet: Führt das Verbrenner-Verbot zu einer realen Emissionsreduktion? Die Antwort ist überraschend: Nein.

Der Emissionshandel 2 setzt eine klare Obergrenze für die erlaubten Emissionen. Wird ein Sektor, wie etwa der Verkehr, emissionsfrei, werden die frei werdenden Emissionszertifikate für andere Bereiche – beispielsweise Gasheizungen in Gebäuden – verwendet.

Das bedeutet: Emissionen werden nur von einem Sektor in den anderen verschoben, die Gesamtmenge bleibt gleich. Klimapolitisch ist das Verbrenner-Verbot daher wirkungslos.

Wirkungsvoll wäre hingegen eine konsequente Senkung der Emissionsobergrenze im Emissionshandel 2. Doch genau das wird im Zusammenhang mit dem Verbrenner-Aus nicht diskutiert.

Was bedeutet das für Verbraucher?

Ob das Verbrenner-Aus nun 2035 per Verbot kommt oder 2043 automatisch, wenn es keine Emissionsrechte mehr gibt – der Markt wird den Wandel ohnehin frühzeitig vorantreiben.

Analysten prognostizieren, dass der Preis für Emissionszertifikate im Emissionshandel 2 schnell über 100 €/t CO₂ steigen wird. Das hat direkte Auswirkungen auf die Kraftstoffpreise:

  • 2027: Diesel und Benzin könnten um 14 Cent pro Liter teurer werden.
  • 2032: Der Preisaufschlag könnte bereits 54 Cent pro Liter betragen.

Ein oft zitierter Preisdeckel von 45 €/t CO₂ existiert in dieser Form nicht. Auch eine zusätzliche Freigabe von Emissionsrechten würde den Preisanstieg kaum aufhalten. Spätestens ab 2025 wird sich durch den Terminhandel mit Emissionszertifikaten ein klares Preissignal ergeben.

Braucht es dann überhaupt ein Verbrenner-Verbot?

Eigentlich nicht. Der Emissionshandel 2 wird bereits wirtschaftlichen Druck auf fossile Brennstoffe erzeugen. Selbst ohne Verbot wird der Verbrennungsmotor durch steigende Kosten zunehmend unattraktiv.

Stattdessen wäre es sinnvoller, technologische Alternativen zu fördern, ohne sich auf starre Verbote zu versteifen. eFuels könnten beispielsweise eine klimafreundliche Alternative sein – ob sie sich durchsetzen, wird der Markt entscheiden.

Fazit: Ein Überregulierung ohne Mehrwert

Das „Verbrenner-Aus“ ist eine Doppelregulierung, die keinen zusätzlichen klimapolitischen Nutzen hat. Der EU-Emissionshandel 2 ist der eigentliche Motor für den Wandel – und das ganz ohne emotionale Verbotsdebatten.

Anstatt über das „Verbrenner-Aus“ zu streiten, sollte die Politik lieber den Emissionshandel konsequent weiterentwickeln und die Obergrenzen für Emissionen schrittweise senken. Das wäre effektiver Klimaschutz – ohne überflüssige Symbolpolitik.